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Wohnmobil-Rundreise Tschechien: Zauberhaftes Bäderdreieck in Böhmen

Blick auf Quellpavillon mit grünem Dach

Aktualisiert am 13. September 2025

Unsere Wohnmobil-Tour führt uns zu Highlights in Westtschechien, nicht weit von der deutschen Grenze entfernt. Wir finden Böhmen ist ein wunderbares Reiseziel für Camper.

Tschechien ist nicht so weit entfernt und doch haben wir erst jetzt einen Besuch geschafft. Hier erfährst Du mehr über unsere grenzüberschreitende Entdeckungstour mit dem Camper, die wir von Franken aus gestartet haben.

Tschechien mit dem Wohnmobil

Turm und Häuser
In Karlsbad ist die Bäderarchitektur liebevoll restauriert worden

Tschechien ist ein Land voller Kontraste – von den malerischen Berglandschaften im Süden bis hin zu den historischen Städten im Norden.

Wir haben uns für unsere erste Camping-Tour ins deutsche Nachbarland ein besonderes Ziel nicht weit von der deutschen Grenze ausgesucht. Das westböhmische Bäderdreieck liegt eingebettet zwischen malerischen Gebirgszügen des Erzgebirges, Böhmerwaldes und Elstergebirges. Die Region ist bekannt für ihre Heilquellen und prächtigen Kurorte mit besonderer Atmosphäre.


Diese Karte von Tschechien* ist nützlich für Deinen Roadtrip.


Kastenwagen-Wohnmobil auf einem Campingplatz in Tschechien, auf einer Wiese unter Obstbäumen
Wir stehen mit unserem Wohnmobil auf einem kleinen Campingplatz bei Marienbad

In dieser Gegend haben sich Glanz und Flair vergangener Zeiten auf beeindruckende Weise erhalten. Die Blütezeit der drei Kurorte Karlsbad (Karlovy Vary), Franzensbad (Františkovy Lázně) und Marienbad (Mariánské Lázně) lag vor allem im 18. und 19. Jahrhundert, als diese Orte zu den beliebtesten Reisezielen Europas zählten. Aus dieser Zeit haben sich zahlreiche prächtige Gebäude erhalten, die liebevoll restauriert wurden. Beim Besuch erspüren wir etwas von dieser Vergangenheit und sind verzaubert.

Damals kamen zahlreiche Persönlichkeiten zur Stärkung der Gesundheit aus aller Welt nach Böhmen, um Heilwasser zu trinken und vor allem in den heilenden Thermalquellen zu baden. Im „Salon Europas“, wie die Gegend auch genannt wurde, waren Berühmtheiten wie Ludwig van Beethoven, Johann Wolfgang von Goethe oder Albert Einstein zu Gast. Könige, Adel und Bürgertum gaben sich ein Stelldichein. Sie schätzten die wohltuende Wirkung des Wassers und trugen wesentlich zur Bekanntheit der Region bei. Und auch der russische Zar Peter der Große kam regelmäßig.

Gelbes Jugendstilgebäude
Bäderhotel in Franzensbad

Neben den Kaiserbädern punktet die Region mit beeindruckenden Naturlandschaften, historischen Burgen und Schlössern sowie charmanten Kleinstädten. Und auch einem Teil der tschechischen Porzellanstraße kann man folgen, denn das weisse Gold spielte über Jahrhunderte hinweg eine zentrale Rolle, gab es hier doch die nötigen Rohstoffe. So liegen auch immer wieder Museen, Produktionsstätten und Werksverkäufe auf dem Weg.


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Praktische Informationen für Deine Wohnmobil-Tour nach Tschechien

Fassade von 3 Jugedstilgebäuden
In Karlsbad gibt es viel zu sehen. Oberhalb der Geschäfte gibt es Wohnungen.

Anfahrt und Maut

In Tschechien ist auf den meisten Autobahnen, Schnellstraßen und einigen ausgewählten Straßenabschnitten eine Mautgebühr fällig. Für Wohnmobile unter 3,5 Tonnen wird diese über eine E-Vignette bezahlt. Die Vignette zum Kleben wurde abgeschafft. Die Beantragung über die offizielle Seite ist nicht schwierig. Darüber hinaus bekommt man die Vignette am Automaten an verschiedenen Grenzübergängen, an bestimmten Tankstellen oder Postämtern. Dann ist es aber vielleicht bereits zu spät. Es gibt eine Tagesvignette, die Möglichkeit für 10 oder 30 Tage sowie eine Jahresvignette. E-Autos sind von der Mautpflicht befreit. Für die Befreiung muss man allerdings vor dem Überqueren der Grenze ein Formular ausfüllen und bei den tschechischen Behörden einreichen.

Wohnmobile über 3,5 Tonnen werden nach Strecke über das elektronische Mautsystem (MYTO CZ) über eine On-Board Unit (OBU) abgerechnet.

Die Autobahn von der deutschen Grenze bei Cheb bis nach Karlsbad ist aktuell kostenfrei. So braucht man in diesem Teil von Tschechien keine Vignette. Wer allerdings einen anderen Grenzübergang für die Anfahrt nutzt oder nach Prag oder Pilsen weiterfahren möchte, sollte sich unbedingt weiter über das tschechische Mautsystem informieren. Hier findest Du die Karte mit den kostenpflichtigen und kostenfreien Strecken.

Campingbus auf einer Wiese hinter einem Baum
In Tschechien gibt es viele kleine Campingplätze

Besondere Regelungen Autofahren Tschechien

  • Auch Tagsüber ist die Nutzung von Abblendlicht (alternativ Tagfahrlicht) vorgeschrieben.
  • In Tschechien liegt die Promillegrenze für Autofahrer bei 0,0.
  • Mitzuführen sind Führerschein, Fahrzeugschein und Versicherungsnachweis. 

Welches Geld benötigt man?

In Tschechien wird mit Kronen bezahlt. Es gibt in allen Orten und an der Grenze Wechselstuben, wo man 100 Euro gegen Kronen mit einem relativ guten Wechselkurs umtauschen kann. Oder man holt sich Kronen am Geldautomaten, dabei bekommt man den aktuellen Wechselkurs, muss aber noch eine Gebühr an die Bank bezahlen. Das loht sich, wenn man einen größeren Betrag abheben möchte.

Wir haben getestet, ob man ohne gewechseltes Geld in Tschechien auskommt. In der Grenzregion konnten wir überall entweder mit Karte oder mit Euro bezahlen. Nur manche Parkautomaten verlangten nach tschechischem Kleingeld. Dann haben wir uns einen anderen Parkplatz gesucht. Es gibt auch kostenfreie Parkplätze, welche mit Parkscheibe genutzt werden können, und andere, wo der Automat sehr gut mit Karte funktionierte.

Wie ist das mit der Sprache in Tschechien?

Wir hatten keine Schwierigkeiten uns zu verständigen. Fast überall wurden wir in bestem Deutsch bedient. Wo das nicht der Fall war, half langsam Sprechen und wiederholen. Falls es dann doch einmal eine Sprachbarriere gab, funktionierten Englisch und manchmal auch gestikulieren.


Unsere Route mit dem Wohnmobil durch Westböhmen

Wir entscheiden uns für den Start unserer Wohnmobil-Tour durch Tschechien in Marienbad. Aber Du kannst auch in Cheb oder Franzensbad starten und nach Marienbad auf dem Rückweg kommen.

Start unserer Tschechien-Wohnmobil-Tour ist der Besuch im Kurort Marienbad

Kurpark in einem Park mit Buden und Bäumen
Der Kurpark in Marienbad

Wir starten unsere Tour in Marienbad, Mariánské Lázně, das nicht weit von der deutschen Grenze entfernt liegt. Von Tirschenreuth sind es rund 40 Kilometer. Voller Vorfreude überqueren wir die Grenze, denn wir wissen nicht, was uns erwartet.

Marienbad ist der Jüngste der böhmischen Badeorte und wurde Anfang des 19. Jahrhunderts durch den Abt Karel Kašpar Reitenberger gegründet. Er trieb den Ausbau der Kuranlagen voran und aus einem bis dahin sumpfigen Tal entstand in den Jahren 1817 bis 1823 eine malerische Parkstadt mit Gebäuden im Stil des Klassizismus und Empire. 1872 wurde Marienbad ans Eisenbahnnetz angeschlossen. Damals entwickelte sich die Stadt zu einem internationalen Treffpunkt. Größen wie Johann Wolfgang von Goethe, Frédéric Chopin, Richard Wagner, Anton Bruckner sowie König Eduard VII. von England zählten zu den Gästen.

Blick auf die Kolonnaden in Marienbad
Die Kolonnaden in Marienbad

Die bereits im Mittelalter bekannten mineralischen Wasservorkommen sind Grundlage für die therapeutischen Anwendungen. In der Stadt und der näheren Umgebung entspringen etwa 100 Mineralquellen. Von den 40 Quellen im Stadtgebiet sind 16 anerkannte Heilquellen. Alle unterscheiden sich in Zusammensetzung und Geschmack.

Wir parken unsere Camper beim Kriegsgräberfriedhof. Hier gibt es einige komplett freie Parkplätze und andere mit Parkscheibenpflicht. Auch entlang der Straße davor oder im Zentrum könnte man mit dem Wohnmobil parken, aber mit Parkticket. Das macht uns bei einer Besichtigung nicht viel aus und die Parkgebühren in Tschechien sind nicht zu hoch aber wir haben keine dafür benötigten Münzen dabei.

Historische Kolonnaden in Marienbad
Die historischen Kolonnaden wurden aufwendig saniert und versetzen Besucher in die Blütezeit von Marienbad zurück

Von unserem Parkplatz erreichen wir durch eine Unterführung und nach einem kurzen Fußweg immer den Berg hinab, das Zentrum von Marienbad im Tal. Dabei fallen uns vor allem die mächtigen Häuser und Hotels im Jugendstil ins Auge, was für eine Pracht. Das Stadtbild ist geprägt von liebevoll restaurierten Gebäuden. Es handelt sich um Jugendstil-Umbauten und -Neubauten von Kurhäusern, Hotels, Wandelhallen und Kirchen. Viele stammen aus der Zeit von 1870 bis zum Ersten Weltkrieg, der Blütezeit des Kurorts. In den hinteren Reihen warten noch weitere Gebäude auf ihre Restaurierung.

Das Zentrum bilden die großen Parkanlagen im Tal. Hier steht am Kopfende auch eines der wichtigsten Gebäude. Die Hauptkolonnaden wurden noch durch den Abt in Auftrag gegeben. Ins Auge fallen uns die hohen gusseiserne Säulen und die Deckengemälde. Hier sitzen die Menschen in edlen Cafés, flanieren an den Geschäften vorbei, trinken aus den verschiedenen Trinkbrunnen oder lauschen der Musik der Musikanten. Auch wir lassen uns verzaubern.

Blick auf die Kolonnaden
Die Kolonnaden mit den Säulen aus Metall wurden noch vom Stadtgründer gebaut

Davor bildet die Singende Fontäne eine der wichtigsten Attraktionen des Kurortes. Bei dem besonderen Springbrunnen sind Musik und Wasserspiele aufeinander abgestimmt, das ist besonders nachts ein spektakuläres Schauspiel. Laut Aushang kommen wir gerade rechtzeitig für eine der Vorführungen und mit Glück ergattern wir noch einen kleinen Tisch im Schatten. Uns haben die Wasserspiele sehr gut gefallen.

Danach spazieren wir noch ein wenig durch den Kurpark mit seinen geschwungenen Wegen und prächtigen Bäumen und die Hauptstraße hoch und runter, nehmen in einem der vornehmen Cafés Platz. Dabei lassen wir die besondere Atmosphäre des einstigen mondänen Kurorts auf uns wirken. Unsere ersten Erfahrungen mit Tschechien machen neugierig auf mehr.

Blick auf einen Brunnen mit Fontäne
Der singende Brunnen ist ein Anziehungspunkt im Kurpark

Es ist warm und wir haben viel gesehen, also entscheiden wir uns einen nahe gelegenen Campingplatz anzufahren. Zum Autocamp-Restaurant-Pension sind es von unserem Parkplatz nur ein paar Minuten Autofahrt. Wir parken unseren Kastenwagen auf der etwas schrägen Wiese unter alten Obstbäumen und genießen den restlichen Abend und die Idylle, die wir hier gefunden haben. Ausgleichskeile sind hier nützlich.

Rund um den kleinen Campingplatz, der sich für Camper bis sieben Meter eignet, stehen Pferde, Kühe, Schafe, Ziegen und Damwild auf satten Wiesen. Auch Hühner sind vom angrenzenden Bauernhof zu hören. Die Sanitäranlagen sind alt, aber sehr sauber. Es gibt eine Waschmaschine und ein kleines Restaurant. Kartenzahlung ist möglich.

Camper und Campingstühle auf einer Wiese
Wir fühlen uns wohl auf der Wiese

Am Abend sitzen wir noch mit anderen Campern beim Bier zusammen und erhalten Tipps für die weitere Tour. Eigentlich ist hier ein Platz zum länger stehen bleiben. Er eignet sich auch für den Besuch der Kurstadt. Das Zentrum ist rund drei Kilometer entfernt und gut mit dem Fahrrad oder zu Fuß erreichbar. Und vom nahegelegenen Bahnhof kann man auch die anderen Kurorte erreichen.

Parken und Übernachten mit dem Wohnmobil in Marienbad

Besuch mit dem Camper in Cheb

Bunte historische Häuser in Tschechien
Am historischen Marktplatz in Cheb stehen liebevoll restaurierte Häuser

Nach nicht einmal einer Stunde Fahrt haben wir unser nächstes Ziel in Tschechien mit dem Wohnmobil erreicht und mit Hilfe von Park4Night einen geeigneten Parkplatz gefunden. Von hieraus gehen wir auf Entdeckung. Die mächtige Nikolauskirche dient uns dabei zur Orientierung. Sie stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde später gotisch und barock ausgebaut. Vom Turm hat man einen herrlichen Blick über die Dächer der Stadt. Bis oben sind es 170 Treppen.

Die Bedeutung von Cheb als ehemalige freie Reichsstadt ist heute noch spürbar, manchmal allerdings erst auf den zweiten Blick. Die Egerer Burg, die malerisch auf einer Landzunge des gleichnamigen Flusses thront, stammt aus der Zeit der Staufer. Kaiser Friedrich Barbarossa ließ die Befestigung an dieser strategisch wichtigen Stelle als prächtige Kaiserpfalz ausbauen, die als Symbol seiner Macht und Herrschaft diente. Die zweistöckige romanisch-gotische Burgkapelle ist bis heute erhalten geblieben.

Straße mit bunten Häusern in der Altstadt von Cheb
Auch in der Altstadt von Cheb stehen viele historische Gebäude

Direkt daneben ist Eger entstanden. Die Altstadt besticht durch farbenfrohe Fassaden, einen riesigen Marktplatz und Gebäude, die zum Teil aus der Gotik und aus dem Barock stammen. Ein silbernes Band zieht sich durch die Fußgängerzone. Die Jahreszahlen dokumentieren die kontinuierliche historische Entwicklung der Stadt seit dem Jahr 1061 und lädt Besucher dazu ein, die abwechslungsreiche Vergangenheit Egers nachzuvollziehen.

Das Egerer Museum ist im gotischen Pachelbelhaus am großen Marktplatz beheimatet. In dem historischen Gebäude soll 1634 der berühmte Feldherr General Wallenstein ermordet worden sein. Ebenso eng mit der Stadt Cheb verbunden ist die Persönlichkeit Johann Balthasar Neumann. Der bedeutende Barockbaumeister wurde 1687 in Eger geboren.

Braten und böhmische Knödel auf einem Teller
Das Essen in unserem Menü ist gut und reichhaltig

Viele Besucher kommen gerne nach Cheb für einen Einkaufsbummel. In den Gastwirtschaften am Marktplatz und in den abzweigenden Seitenstraßen probiert man deftige böhmische Spezialitäten wie Ente mit Knödeln und lässt sich dazu eines der guten tschechischen Biere schmecken. Bezahlen ist mit Karte oder Euro möglich.

Wir haben in Cheb ein Dreigänge-Menü für 10 Euro gegessen, mit riesigen Portionen und leckerem Nachtisch. Wer länger in der Region bleibt, kann ganz in der Nähe im einzigartigen Naturschutzgebiet Soos spazieren gehen. Hier sind auch aktive Schlammvulkane zu sehen.

Das kleinste der Kaiserbäder: Weiter nach Franzensbad

Breite straße mit Kurhäusern
Im Kurviertel in Franzensbad geht es beschaulich vor

Franzensbad oder Františkovy Lázně ist das Kleinste der drei Kaiserbäder und liegt nur wenige Kilometer von Cheb entfernt. Da wir nur ein paar Stunden bleiben wollen, parken wir auf dem großen kostenpflichtigen Parkplatz, der am Ortseingang ausgeschildert ist. Der Spaziergang durch den Kurpark zum historischen Zentrum dauert nur ein paar Minuten.

In Franzensbad geht es beschaulich und weniger touristisch zu als in den größeren tschechischen Kurstädten. Über 20 Kaltwasserquellen sprudeln hier aus dem Boden. Jeder Brunnen hat eine andere Zusammensetzung. Obwohl das Heilwasser und seine wohltuende Wirkung schon früher bekannt war, wurde der Ort erst Ende des 18. Jahrhunderts durch den österreichischen Kaiser Franz I. gegründet, der dem neuen Kurort auch seinen Namen gab.

Saal im Jugendstil mit rotem Teppich und dunklen Holzmöbeln
Unseren Kaffee trinken wir in einem Salon, der im Jugendstil eingerichtet ist

Johann Strauss, Fürst Metternich, Franz Kafka und der weltberühmte Komponist Ludwig van Beethoven, der im Haus U Dvou zlatých lvů (Zu den zwei goldenen Löwen) auf der Hauptstraße abstieg, waren hier zu Gast. Goethe bezeichnete Franzensbad sogar als das Paradies auf Erden. Und auch wenn die einstige Pracht etwas verstaubt scheint, haben wir viele Besucher getroffen, die auch heute noch sehr gerne hierherkommen.

Nach dem Besuch von Marienbad und den anderen Eindrücken unserer Tour, dauert es etwas bis wir uns beim Spaziergang auf das langsamere Tempo einlassen können.

Kaffeetasse und Kaffeekanne auf einem Tablet mit einem Glas Wasser
So liebevoll angerichtet wird unser Kaffee serviert

Franzensbad hat einen eigenen Charme. Das kleine Kurviertel mit seinen schönen historischen Gebäuden und klassizistischen Kurkolonnaden ist von Parks umgeben. Der Bereich um die Pramen Frantiek (Franzensquelle) ist schön herausgeputzt. Aber als wir dann in einem liebevoll eingerichteten Saal im Jugendstil von der Bedienung unseren Kaffee auf einem edlen Tablett serviert bekommen und uns dazu einen leckeren Strudel schmecken lassen, springt der Funken über.

Wer länger in Franzensbad bleiben möchte, findet nicht weit entfernt vom Zentrum zwei Campingplätze.

Parken und Übernachten mit Camper in und um Franzensbad

Etappe in Sokolov: Falkenau an der Eger

Rosafarbenes Schloss in Sokolov
Im Schloss von Sokolov findest Du das Regionalmuseum (@Depositphotos)

Die Stadt Sokolov, vorher bekannt als Falkenau an der Eger, entstand um eine mittelalterliche Burg. An deren Stelle befindet sich heute das Falkenberger Schloss, das im 19. Jahrhundert im Zuge eines umfangreichen Umbaus im klassizistischen Stil neu gestaltet wurde. Im Inneren befindet sich das Bezirksmuseum, das sich mit der regionalen Geschichte beschäftigt und besonders auf den Bergbau und die traditionsreiche Porzellanherstellung fokussiert. Die spielten eine wichtige Rolle für die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung der Region.

Während des verheerenden Dreißigjährigen Krieges wurde die Stadt mehrfach beschossen und erheblich zerstört. Alle Häuser und viele Befestigungen mussten wieder aufgebaut werden. Rund um den Alten Platz im historische Zentrum stehen liebevoll restaurierte historische Gebäude. Im 17. Jahrhundert wurden an wichtigen Standorten in der Stadt bedeutende Bauwerke errichtet, darunter das Kapuzinerkloster sowie die Kirche St. Jakob. Das alte Rathaus mit kunstvoller Fassade stammt aus der Renaissancezeit. Weitere schwere Stadtbrände machten weitere Neubauten nötig.

Sokolov und das Umland sind stark vom Bergbau und dem Braunkohleabbau geprägt. Das reiche Vorkommen wichtiger Rohstoffe stellte ab Mitte des 19. Jahrhunderts einen der wesentlichsten Wirtschaftsfaktoren dar und beeinflusste die Entwicklung von Industrie und Infrastruktur. Der Braunkohleabbau sorgte für wirtschaftlichen Aufschwung und machte die Stadt zu einem bedeutenden industriellen Zentrum in der Region.

Wohnmobil-Tour Tschechien: Malerisches Loket

Burg, Brücke und Häuser
Die Burg thront mächtig über Loket und der Eder (@Depositphotos)

Nach kurzer Fahrt an der Eder entlang, erreichen wir das nächste Ziel. Jetzt gilt es einen guten Parkplatz für das Wohnmobil zu finden. Wir entscheiden uns für den großen bewachten Parkplatz neben der Tankstelle unterhalb der Burg. So sind wir ganz nah am Zentrum und können uns Zeit mit der Besichtigung lassen. Alternativ kann man auch etwas weiter weg am Fußballstadion stehen.

Voller Vorfreude steigen wir den Berg hinauf. Loket wird wegen seiner hervorragend erhaltenen historischen Bausubstanz auch als das „böhmische Rothenburg“ bezeichnet. Der malerische Ort wurde eindrucksvoll auf einem mächtigen Felsen gebaut, der von der Eger umflossen ist.

Ein Besuch hier fühlt sich fast so an, als würde man eine Zeitreise in längst vergangene Jahrhunderte unternehmen. Ursprünglich wurde das Gebiet von slawischen Siedlern genutzt. Im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts errichtete man dann an der höchsten Stelle des Felsens eine mächtige Burg, die noch heute hoch über der Stadt wacht. Teile der ursprünglichen romanischen Architektur sind erhalten geblieben.

Hier ist unser erstes Ziel. Die Innenräume und Höfe sind prächtig. Auch Wandmalereien sind erhalten. Außerdem gibt es eine alte Apotheke und einen echten Meteoriten. Dieser soll nach der Überlieferung im August 1422 in den Hof gefallen sein. Vom Burgturm hat man eine schöne Aussicht auf Stadt und Land.

Blick von Oben auf Hausdächer und Kirche
Blick von Oben auf Loket (@depositphoto)

Im Porzellanmuseum, das in den Räumen untergebracht ist, erfährt man über die einst blühende Porzellanindustrie Lokets. Bereits 1815 wurde in Elbogen, dem deutschen Namen des Ortes, die berühmte Wiener Porzellanfabrik gegründet, die weit über die Grenzen Böhmens hinaus bekannt wurde. Dann entscheiden wir uns für den Abstieg ins verwinkelte Burggefängnis mit Folterkeller. Die Darstellung der in der Vergangenheit verwendeten Foltermethoden ist drastisch. Echt schlimm, was sich Menschen gegenseitig antun können.

Voller Eindrücke gehen wir zurück an die Sonne und schlendern gemütlich durch die verwinkelten Gassen der Altstadt, die sich unterhalb der imposanten Burg erstrecken. Dabei saugen wir begeistert die besondere Atmosphäre dieses historischen Ortes auf. Das Stadtzentrum mit seinem schönen Marktplatz und liebevoll restaurierten historischen Häusern steht unter Denkmalschutz und diente unter anderem als Filmkulisse für die James-Bond-Verfilmung ‚Casino Royal‘. Restaurierte Stadtmauern und beeindruckende Bastionen zeugen von der strategischen Bedeutung und militärischen Wichtigkeit der Stadt über die Jahrhunderte.

Am Marktplatz fällt das Rathaus im eleganten Stil des Frühbarocks ins Auge. Ein wichtiges Ziel für Porzellanliebhaber ist daneben der bekannte Outlet-Store von G. Benedikt. Das lokale Bier der regionalen, kleinen St.-Florian-Brauerei probieren wir beim Mittagessen in einem der Restaurants.

Parken mit Wohnmobil in Loket

Einfach prächtig: Karlovy Vary (Karlsbad)

Fluß mit Brücken und auf beiden Seiten Bäume und prächtige Häuser
Das Kurviertel in Karlsbad liegt links und rechts des Flusses

Höhepunkt unseres Abstechers nach Tschechien mit dem Wohnmobil ist der Besuch in Karlovy Vary, dem ehemaligen Karlsbad. Die elegante Kurstadt ist vor allem für ihre Thermalquellen und prachtvollen Kolonnaden bekannt.

Kaiser Karl IV. soll bereits im 14. Jahrhundert die Heilkraft der böhmischen Bäder geschätzt und den Ort zur Königstadt erhoben haben. Nach ihm wurde der Ort deshalb auch Karlsbad benannt. Etwa 200 Jahre danach entwickelte sich die Stadt zu einem beliebten Ziel für den Adel, der die heilenden Kräfte der Thermalquellen für Trinkkuren nutzte und sich in den Bädern erholte.

Straße mit Kolonnaden und Jugendstilgebäuden
Kolonnaden und Jugendstilgebäude säumen die Straßen

Heute gehört Karlsbad zu den bekanntesten Kurorten weltweit. Trotz der langen Geschichte stammen die prachtvollen Gebäude, die das Stadtbild prägen, größtenteils aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Dies liegt daran, dass die Stadt mehrfach durch Brände, Plünderungen und Überschwemmungen stark beschädigt wurde. Und so findet sich hier ein Schatz an liebevoll restaurierten Gebäuden aus dem Jugendstil und Klassizismus. Darunter sind echte Schmuckstücke in verschiedenen Stilrichtungen.

Wir parken auf dem Parkplatz am Bahnhof und ziehen am Automaten ein 24-Stunden-Ticket. Das geht problemlos mit Karte und ist sehr günstig. Andere Wohnmobile haben hier übernachtet und fahren gerade los, als wir ankommen. Das haben wir nicht vor, aber finden die Lage und der günstige Preis sind ideal für den Stadtbesuch. Wer länger bleiben möchte, dem empfehle ich den Wohnmobil-Stellplatz von Karlsbad, Camper City. Wir haben mit anderen Campern gesprochen, die uns sehr angetan von der guten Betreuung, Ausstattung und Sauberkeit berichtet haben.

Gebäude im Jugendstil
Die Gebäude sind alle verschieden ausgeführt

Wir folgen einem Fußweg nach Unten und überqueren den Fluß. Von hier sind es nur ein paar Schritte zu den Sehenswürdigkeiten. Und schon sind die ersten Jugendstilgebäude erreicht. Begeistert erkunden wir das Juwel des böhmischen Bäderdreiecks. Das immer wieder von kleinen Parks durchsetzte Kurviertel liegt malerisch im Flusstal des Tepl auf beiden Seiten des Flusses und ist für den Durchgangsverkehr gesperrt. Nur Busse und Kutschen fahren hindurch.

Und so lassen wir uns treiben und entdecken immer wieder Neues. Typisch sind die beeindruckenden historischen Kolonnaden mit ihren eleganten Säulengängen. Einen Blick wert ist die moderne Sprudelkolonnade, in deren Mitte die imposante Fontäne des Geysirs bis zu 12 Meter hoch in den Himmel schießt. Das Wasser hat dabei eine Temperatur von 75 Grad. Die meisten der 15 Karlsbader Heilquellen sind Warm- oder sogar Heisswasserquellen. Schnabeltassen in vielfältiger Ausführung gehören deshalb hier zur Grundausstattung. Aus diesen wird vorsichtig das Heilwasser genippt.

Gelbe Hausfassade mit großen Fenstern und Ornamentik
Immer wieder ziehen die prächtigen Gebäude den Blick auf sich

Je weiter wir das Tal hinauf kommen, umso edler werden die Geschäfte, Cafés und Restaurants. Da stören uns auch die verschiedenen Bausünden in Beton nicht, die ab und an das Stadtbild unterbrechen. Die Menschen, die unterwegs sind, sind ebenfalls sehr verschieden. Das Spektrum reicht von ärmlich bis sehr edel gekleidet und von jung bis ins hohe Alter. Europäer mischen sich mit Chinesen und auch Russen sind unterwegs.

Wir werfen einen kurzen Blick in die prachtvolle barocke Marien-Magdalenenkirche. Danach setzen wir unseren Weg fort und erreichen die größte russisch-orthodoxe Kirche des Landes, ein beeindruckendes Bauwerk mit goldenen Kuppeln. Am Ende des Tals und des Kurviertes steht das mondäne Grandhotel Pupp. Etwa 2,7 Kilometer liegt dieses von unserem Parkplatz entfernt. Wer die Pracht intensiver erleben möchte, der sollte sich in den Salon setzen und den leckeren Kuchen probieren. Gegenüber sehen wir ein ansprechendes Frühstücksangebot in einem kleinen Jugendstil-Hotel. Auch das ist sicher ein besonderes Erlebnis. Nebenan kann man mit der Standseilbahn hinauf zum Aussichtsturm Diana fahren.

Prächtiges weisses Hotel im Jugendstil
Das Grandhotel Popp bildet das prächtige Ende der Kurpromenade

Geheimagent James Bond war ebenfalls im mondänen Teil von Karlsbad aktiv. Im Blockbuster „Casino Royale“ mit Daniel Craig wurde rund um das Grandhotel Pupp gedreht. Auch heute kann man noch in diese Welt eintauchen. Hinter einer Aufzugstür des Grandhotels verbirgt sich die geheime Becher’s Bar im Stil von 007, mit edlem Interieur und dem Vesper-Cocktail, der eigens für den Bond-Film geschaffen wurde.

Voller Eindrücke wandern wir das Tal wieder hinunter und kehren am Ende der Kurpromenade in eines der Restaurants ein. Karlsbad hat uns sehr gut gefallen und wir werden sicher wieder kommen.

Parken oder Übernachten mit dem Wohnmobil in Karlsbad
  • Unser Parkplatz in Karlsbad neben dem Bahnhof
  • Wohnmobil-Stellplatz Camper City Carlsbad
    Sehr gepflegter Stellplatz mit netten Betreibern und Sanitäranlagen, direkter Zugang zum Radwanderweg entlang der Eger, etwa 2 km zu Fuß ins Zentrum, sehr beliebt, also früh anfahren
    Chebská 143 360 06, 6 Karlovy Vary 6, Tschechien
  • Stellplatz Hipodrom Holoubek Karlsbad
    Schöner Wohnmobil-Stellplatz an der Pferderennbahn, mit dem Fahrrad 15 Minuten ins Zentrum
    Závodní, 360 06 Karlovy Vary 6, Tschechien
  • Camp Varry* (Campingplatz in der Nähe von Karlsbad)

Reiseführer Tschechien

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Unser Fazit zu Tschechien mit Wohnmobil: Wunderschön!

Sonnenuntergang
Sonnenuntergang auf dem Campingplatz

Wir waren bei unserem Besuch nicht sehr lang in Tschechien, aber haben unseren Aufenthalt sehr genossen. Deshalb werden wir sicher wiederkommen.

Die Bäderregion in Westböhmen hat sich für uns als ideales Ziel für ein paar entspannte Tage herausgestellt. Karlsbad und die beiden kleineren Kurorte Marienbad und Franzensbad sind Teil eines exklusiven Netzwerks von europäischen Kurstädten. Sie wurden gemeinsam mit ihnen in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen und zählen seit 2021 zu den „Great Spa Towns of Europe“. Damit wird unter anderem die kulturelle Bedeutung und die historische Architektur gewürdigt, die uns bei unserem Kurzbesuch so beeindruckt hat.

Blick auf das Kurviertel
Das Kurviertel in Franzensbad

Aber auch die anderen Ziele und vor allem die schöne, abwechslungsreiche Landschaft haben zum Erlebnis beigetragen. Dazu kommen die vielen netten Begegnungen und Gespräche mit Tschechen und anderen Gästen, die wir bei unserem Besuch hatten.

Mit dem Wohnmobil ist Böhmen ein lohnenswertes Ziel für eine abwechslungsreiche Tour. Wer noch mehr erleben und von Tschechien sehen möchte, fährt weiter in die Hauptstadt Prag, die Bierstadt Pilsen oder in den Nationalpark Böhmische Schweiz. Das steht auf jeden Fall noch auf unserer Wunschliste.

Camper können sich in Tschechien wohlfühlen. Freistehen ist nicht gestattet, aber das ist auch nicht nötig, um an schönen Stellen zu übernachten. Tschechen campen sehr gerne, und so gibt es in der Region viele Campingplätze. Diese sind nicht sehr groß und viele noch naturbelassen. Das Netz an Wohnmobil-Stellplätzen wird immer weiter ausgebaut.


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Autor

Ich bin Journalistin, Autorin und seit über 50 Jahren leidenschaftliche Camperin. Mit meinem Kastenwagen-Wohnmobil bin ich in ganz Europa unterwegs, zwischen Südspanien und Nordkap. Hier zeige ich die schönsten Reiseziele im Camper, Routen zum Nachfahren und gebe Hilfe und Beratung zu Camping und Wohnmobil. Viele Tipps bekommst Du auch in meinen Wohnmobil-Reiseführern.