Aktualisiert am 19. Januar 2023
Der Odilienberg in den Vogesen im Elsass, hoch oben über der Rheinebene und weit weg, ist ein Platz der Ruhe und doch mitten im Leben. Der südwestlich von Straßburg gelegene Mont Sainte-Odile ist ein beliebtes Ausflugsziel und als Ort des Glaubens, des Gebets und der Andacht der meistbesuchte Wallfahrtsort im Elsass.
Zwischen ein und zwei Millionen Menschen kommen jedes Jahr hierher. Hier erfährst Du, was an diesem Wallfahrtsort und Berg so besonders ist.
Odilienberg: Der heilige Berg des Elsass

- An Strassburg vorbei, fahren wir in Richtung elsässische Weinstraße.
- Schon von Weitem sehen wir unser Ziel, den Odilienberg hoch oben auf dem Vogesenkamm.
- Wir fahren in Richtung Obernai.
- Die Ausschilderung zum Odilienberg ist ab der Autobahn sehr gut, sodass wir unser Ziel nicht verpassen können.
- Langsam schlängelt sich die gut ausgebaute Straße immer weiter den Berg hinauf und später durch einen dichten Wald.
- Kurz vor dem Kloster auf dem Odilienberg gabelt sich die Straße, hier liegen auch die Parkplätze, die Besucher mit Wohnmobil und mit dem PKW ansteuern sollten.
- Reisebusse und behinderte Besucher können direkt bis nach oben bis kurz vor das Kloster fahren.
Auf einer satten Wiese parken wir unter Bäumen und stärken uns für den Besuch. Dann steigen wir die letzten Meter den Berg und zum Kloster hinauf.
Der Odilienberg im Elsass war schon früh besiedelt

Der 763 Meter hohe Odilienberg und „heilige Berg des Elsass“ verbindet Geschichte, Religion, Kultur und Natur. Die ausgesetzte Lage auf schroff zur Rheinebene abfallenden Felsen, machte ihn bereits früh für eine Besiedlung interessant. Nach den Kelten und den Römern befestigten die Merowinger den Odilienberg und nannten ihn „Hohenburg“.
Aus dem siebten Jahrhundert stammt wohl auch die über zehn Kilometer lange „Heidenmauer“ aus Sandsteinquadern, die den Berg umschließt und an einigen Stellen immer noch bis zu drei Metern hoch ist. Wenn Du noch etwas Zeit hast, solltest Du ein Stück hier entlang wandern. Der Wald und die Mauern haben etwas Mythisches. Früher dachten die Forscher, dass die Mauer von den Kelten stammte und eine alte Höhenburg schützen sollte.

Doch da ist noch mehr im tiefen Wald: Im Januar 1992 zerschellte ein Airbus beim Landeanflug auf Straßburg hier am Odilienberg. Die Erinnerung an dieses Unglück kann ebenfalls hier im Wald entdeckt werden. Fast alle Insassen sind damals bei zweistelligen Temperaturen unter null ums Leben gekommen (über 80 Personen). Am Ende des Hochplateaus erinnert ein Mahnmal daran.
Odilienberg: Heimat der Heiligen Odilia

Der langgestreckte Bergrücken des Odilienberg mit seinen mächtigen Sandsteinfelsen und das darauf erbaute Kloster verkörpern die spirituelle Seele der Region. Hier wirkte im frühen Mittelalter die Heilige Odilia und hier werden bereits seit über 1.000 Jahren ihre Reliquien verehrt. Die Schutzpatronin des Elsass ist überall auf dem elsässischen Berg gegenwärtig. Ihre überlebensgroße Statue hoch über dem Kloster schaut beschützend übers Land und ist weithin sichtbar.

„Hier blühte einst die heilige Äbtissin Odilia, hier waltet sie immerfort als Mutter des Elsass“, liest der Besucher über der Eingangspforte zum Kloster und Heiligtum. Das Grab der Heiligen, die Basilika, die romanische Kapelle, die Panoramaterrasse, die Engelskapelle, die Tränenkapelle und die Quelle Sainte-Odile werden von vielen Pilgern und auch von anderen Besuchern aufgesucht.
Wir gehen erst einmal um den mächtigen Felsen herum auf dem das Kloster steht und bewundern dabei den wunderbaren Kreuzweg, gefertigt aus großen Kacheln in Keramik. Dieser ist wirklich etwas besonderes.

Wundersame Wendungen im Leben der Heiligen Odilia
- Nach der Erzählung wurde Odilia, die Tochter des fränkischen Herzogs Adalrich, um 660 geboren.
- Da der vom Herzog heiß ersehnte Erstgeborene ein Mädchen war und dazu noch blind, wollte der Vater sie töten, so die Überlieferung.
- Ihre Mutter Bereswinde brachte das Kind mit Hilfe der Dienerschaft in einem Kloster in Sicherheit.
- Und es gibt weitere wundersame Wendungen im Leben der Heiligen Odilia: Der Wanderbischof Erhard von Regensburg, gerufen durch einen Engel, taufte die Zwölfjährige, worauf sie wieder sehen konnte.
- Später versöhnte sie sich mit ihrem Vater, der ihr seinen Besitz Hohenburg übergab (der heutige Odilienberg).
Kloster auf dem Odilienberg wurde im siebten Jahrhundert gegründet

Hier auf der Hohenburg gründete Odilia um das Jahr 690 ein Kloster und sorgte mit anderen Frauen für Arme, Kranke und Sterbende. Da der steile Weg den Berg hinauf für die Hilfesuchenden sehr beschwerlich war, erbaute die Äbtissin zehn Jahre später am Fuß des Odilienberges eine zweite Abtei. Das war das Kloster Niedermünster, wo sie am 13. Dezember 720 auch verstarb. Den Platz soll ihr der Heilige Johannes der Täufer in einer Vision gezeigt haben. Kurz nach ihrem Tod führte ihr Ruf zur Heiligsprechung von Odilia.
Odilia: Heilungen und Wunder

Viele Heilungen und Wundergeschichten werden mit ihrem Namen verbunden. Eines Tages soll Odilia auf dem Weg den Berg hinauf einen Kranken, der schon fast am Verdursten war, getroffen haben. Daraufhin schlug sie mit ihrem Stock gegen einen Felsen und klares Wasser sprudelte hervor.
Auch heute sickert noch Wasser aus der Quelle unterhalb des Felsens und Klosters und über ein Eisenrohr in mehrere Sandsteintröge. Und immer noch kommen hierher Menschen, die ihre Augen mit dem Wasser der Odilienquelle benetzen und auf Heilung hoffen.
Aber auch spirituell Suchende erhalten Rat und Hilfe im Kloster. Das sei eine andere Art von „Sehen“, wie die Verantwortlichen betonen. Auch wir steigen den Berg hinunter zur Odilienquelle und genießen die besondere Atmosphäre dieses Ortes.

Der Odilienberg im Elsass im Wandel der Zeit
- Kaiser Barbarossa und andere wichtige Persönlichkeiten haben den Odilienberg besucht.
- Das Kloster auf dem Odilienberg erlebte wechselnde Zeiten. Es wurde mehrfach zerstört, wieder errichtet, umgebaut und ergänzt.
- Die Blütezeit des Klosters war im zwölften Jahrhundert. Romanische Elemente wie die Kreuzkapelle stammen aus dieser Zeit.

- Nach der Zerstörung der Gebäude durch einen Brand 1546 wurde das Schwesternkloster aufgelöst.
- Prämonstratenser sorgten weiter für das Grab von Odilia und machten den Odilienberg zu einem bekannten Wallfahrtsort im Elsass.
- Während der Französischen Revolution 1789 wurden dann auch die Mönche vom Odilienberg vertrieben.
- Die Verbindung der Elsässer mit „ihrer Heiligen“ und dem nach ihr benannten Berg blieb dennoch weiterhin tief. Durch eine Kollekte in der Region konnte das Heiligtum auf dem Odilienberg 1853 für das Bistum Straßburg zurückerworben werden.
- Pius XII ernannte die heilige Odilia 1946 zur Schutzpatronin des Elsass.

Wallfahrten, Papstbesuch und Anbetung auf dem Odilienberg
Seit dem Mittelalter finden regelmäßig Wallfahrten zum Odilienberg statt. Odilia wird zweimal im Jahr gefeiert, am ersten Sonntag im Juli und an ihrem Todestag, dem 13. Dezember. Im Jahr 1920 begangen über 100.000 Menschen ihren zwölfhundertsten Todestag. Auch Papst Johannes-Paul II kam 1988 zum Grab der Heiligen. Trotz des schlechten Wetters standen die Gläubigen damals dicht an dicht.

Seit 1931 gibt es hier außerdem etwas besonderes: In der Wallfahrtskirche beten rund um die Uhr Menschen vor dem allerheiligsten Sakrament. Die katholischen Gemeinden und Verbände des Elsass wechseln sich bei dieser „ewigen Anbetung“ ab. Jede Woche lebt jeweils eine andere Gruppe auf dem Odilienberg und erlebt gemeinsam Spiritualität und Austausch. Die Betenden stehen damit in der Tradition von Odilia und ihrer Gefährtinnen. Auch während des Zweiten Weltkrieges wurde die Gebetskette nicht unterbrochen.

Wir wollen die Betenden nicht bei ihrer Andacht stören und verlassen die Kirche in Richtung Grablege der Heiligen und besuchen noch die Kapellen im Klostergebäude. Lange verweilen wir in der Tränenkapelle. Odilia soll hier für ihren Vater gebetet haben – unter Tränen, deshalb der Name. Ebenso faszinierend ist die Engelkapelle (Saint-Michael). Sie wurde in jüngerer Zeit mit Mosaikbildern im byzantinischen Stil verziert.
Odilienberg heute

- Ein professioneller Hotelbetrieb hat inzwischen die einstige Pilgerherberge des Klosters auf dem Odilienberg abgelöst.
- Das Kloster besteht nicht mehr. Einige Ordensfrauen und Priester betreuen die Wallfahrer aber weiterhin.
- „Wir haben eine hohe Verantwortung, damit dies ein Ort des Gebetes ist“, sagt der Rektor des Odilienbergs.
- Alle Besucher sind herzlich willkommen an den täglichen Gottesdiensten und Stundengebeten teilzunehmen oder einfach nur den Berg zu besuchen.
Begegnung auf dem Odilienberg: Besucher, Touristen und Pilger
Die Grenzen zwischen Ausflüglern und Pilgern verschmelzen auf dem Odilienberg beim Besuch der Basilika, der Grabstätte der Heiligen, des Kreuzgangs, der Engels- und Tränenkapelle, des Kreuzweges auf den Felsen unterhalb des Klosters, der Quelle und der Terrassen.

Spätestens hier genießen Rad- und Motorradfahrer, Wanderer, Ausflügler und Wallfahrer Seite an Seite den beeindruckenden Panoramablick – über die Kämme und Baumwipfel der Vogesen und die grünen Reben und Dörfer der Rheinebene. Bei klarem Wetter reichte der Blick bis zum Schwarzwald und sogar den Schweizer Alpen.
Wir auf jeden Fall bleiben gerne eine Weile hier. Egal mit welcher Intension die Menschen den Odilienberg besuchen, dem Zauber kann sich niemand entziehen.
Hin-Fahr-Tipps Odilienberg im Elsass
- Mont Sainte-Odile, 67530 Ottrott, Frankreich
- Du erreichst den etwa 50 Kilometer südwestlich von Straßburg gelegenen Odilienberg über Obernai.
- Parken ist etwas unterhalb des Klosters möglich. Übernachten im Wohnmobil ist hier nicht gestattet, dafür empfehlen wir die beiden Wohnmobil-Stellplätze in Obernai. Auf dem Parking de Rempart haben wir schon sehr gut die Nacht verbracht, allerdings ist der Platz sehr beliebt, also dementsprechend voll.
- www.mont-sainte-odile.com (französisch) und www.odilienberg.net (englisch und deutsch)
- Antons, Heike(Autor)
- Klimt, Susanne(Autor)
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